Pesticides: a blessing and a curse for European farmers

Umwelt/Stiller Tod

Pestizide: Fluch und Segen für Europas Landwirte

24. Juni 2022

Von

Investigate Europe || ""
Investigate Europe
Für die meisten europäischen Landwirtinnen und Landwirte sind Ackergifte unerlässlicher Teil ihrer Arbeit. Sollte die EU in den kommenden Jahren die Bauern verpflichten, weniger Chemikalien auf ihren Felder zu versprühen, drohen ihnen tiefgreifende Veränderungen.
Die Reporterinnen und Reporter von Investigate Europe haben mit Bäuerinnen und Bauern quer durch Europa gesprochen. Wir haben sie gefragt, ob sie sich vorstellen können, ihre Felder künftig auch ohne Ackergifte zu bestellen? Oder ist das undenkbar? Was bräuchten sie für einen erfolgreichen Wandel?

Dabei sind die Positionen der unterschiedlichen Landwirte sehr unterschiedlich. Einige verzichten bereits heute weitgehend auf Pestizide, andere können sich das, so sagen sie, nicht leisten. Sie fürchten, dass ohne Chemikalien die Produktionskosten steigen und die Ernteerträge sinken werden. Dabei gibt es auch Landwirte, die zwischen den Systemen arbeiten. Sie wollen nachhaltiger wirtschaften, nutzen aber weiterhin Ackergifte für einen Teil ihrer Flächen.

In dieser Fotostrecke stellen wir Ihnen einige Bauern vor, die wir in den vergangenen Monaten trafen:
UNGARN: “Die Entscheidung ist doch, ob wir etwas zu essen haben wollen oder nicht. Denn wenn wir die Pflanzen nicht vor Insekten oder sonst was schützen können, werden wir verhungern.“ – Zoltán Gyurcsik (Credit: János Bődey/Telex)

NORWEGEN: “Für meine Karotten benutze ich inzwischen statt Insektiziden schon Netze. Aber die Pflanzen ohne Herbizide vor Pilzbefall zu schützen, wird besonders schwierig. Schon heute zahle ich als Gemüsebauer viel Geld für händische Unkrautentfernung. Diese Kosten könnten explodieren, wenn ich ganz auf Chemikalien verzichte.“ Steinar Dalen (Credit: Ingeborg Eliassen)

SPANIEN: “Pestizide sind teuer. Die Mittel, die wir früher kauften, verkaufen sie nicht mehr. Das nächste Produkt, das sie dir verkaufen, enthält dieselben Wirkstoffe, ist aber schwächer dosiert, sodass man mehr davon benutzen muss. Früher hatten wir mit zwei, drei Mitteln alles im Griff. Aber jetzt müssen wir eine Kombination aus unterschiedlichen Pestiziden verwenden, wodurch alles teurer wird.“ – Ildefonso Cabaníllas Corchado (Credit: Paulo Pena)

ITALIEN: “Wir produzieren zu 90 Prozent konventionell und zu zehn Prozent biologisch. Wenn wir auf bio umstellen, verlieren wir etwa ein Drittel der Produktion.“ - Harald Weis, Apfelbauer (Credit: Alicia Prager und Lorenzo Buzzoni)

DEUTSCHLAND: “In den letzten zehn Jahren haben wir unsere Ausgaben für Pflanzenschutzprodukte etwa um ein Drittel verringert. Heute verwenden wir etwa ein Viertel weniger Pestizide. Das haben wir durch Wechselwirtschaft geschafft und weil wir die Blätter inzwischen mit einer präziseren Maschine besprühen können.“ Dieter Helm und sein Sohn Holger, (Credit: Harald Schumann)

FRANKREICH: “Pestizide sind heutzutage ein Problem für die menschliche Gesundheit. Der Klimawandel ist ein Problem für die Menschheit. Manchmal kämpfen wir an den falschen Fronten. Wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel nicht als Ausgangspunkt nehmen, brauchen wir auch nicht über Pestizide sprechen. Pestizide müssen zu einem Werkzeug werden, um Verfahren zu unterstützen, die das Klima schützen.“ - Felix Noblia (Credit: Pascal Hansens)

GRIECHENLAND: “Wenn Herbizide in ihrer aktuellen Form abgeschafft werden, werden wir große Probleme mit schädlichen Pflanzen und Unkraut bekommen. Wir bräuchten dann viel mehr Arbeiter, die es aktuell nicht gibt. Und selbst wenn es sie gäbe, könnte ein griechischer Bauer die Kosten niemals bewältigen.“ Giannis Koukoutsis, Präsident der Genossenschaft der Landwirte

ITALIEN: Als wir auf ökologische Landwirtschaft umstellten, mussten wir bereits biologisch produzieren, aber verkaufen als wären wir ein industrieller Betrieb. Das war eine schwere Zeit. In Zukunft wird es hoffentlich besser. Meine Töchter sind davon überzeugt, dass Bio der richtige Weg ist.“ Raimund Prugger (Credit: Alicia Prager and Lorenzo Buzzoni)

ITALIEN: “Es fühlte sich falsch an, hier in den Bergen Pestizide zu benutzen. Darum haben wir auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Wir haben das für unsere Böden und für unsere Zukunft getan.“ ¬– Peter Möltner (Credit: Alicia Prager and Lorenzo Buzzoni)

POLEN: “Ich kann mir eine Welt ohne Pestizide vorstellen. Denn Pflanzenschutz umfasst nicht nur den Einsatz von Ackergiften. Wir können Nahrungsmittel nachhaltig und ohne Umweltschäden produzieren. Das ist arbeitsaufwendig und erfordert Wissen und Zeit. Aber es ist gut für die Umwelt, für die Gemeinden und für die Gesundheit der Menschen.“- Paweł Luto (Credit: Wojciech Cieśla)

PORTUGAL: “Nein, wir sollten nicht von Pestiziden abhängig sein. Muss ich Pestizide verwenden, um gut anzubauen? Ich denke nicht. Wir hier versprühen keine Ackergifte. Stattdessen pflegen wir den Boden. Wenn er lebendig und vital ist, kommt die Pflanze alleine klar. Wir kümmern uns um den Boden, der Boden kümmert sich um die Pflanzen, und diese kümmern sich wiederum um uns.“ – Hugo Zina (Credit: Paulo Pena)

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